Durch dichter werdende Gebäudehüllen lassen sich Heizkosten immer besser einsparen und es werden weniger Ressourcen verbraucht. Neben der Wärmeenergie bleibt allerdings auch die Luftfeuchtigkeit im Gebäude erhalten. Immer häufiger lässt sich deshalb beobachten, wie sich in neuen Wohngebäuden Schimmel bildet. Um dies zu vermeiden, ist eine regelmäßige Durchlüftung des Gebäudes notwendig. Im Vergleich zu Altbauten kann dies kaum noch mittels natürlicher Infiltration (Gebäudeundichtigkeiten) oder durch die Fensterlüftung ermöglicht werden – hier kann schlichtweg der geforderte Mindestluftwechsel zum Feuchteschutz kaum mehr realisiert werden. Außerdem würde durch eine vermehrte Fensterlüftung auch die eingesparte Wärme wieder verloren gehen.
Um einen effizienten Feuchteschutz zu garantieren, entscheiden sich deshalb immer mehr Gebäudebesitzer für eine kontrollierte Wohnraumlüftung. Bei diesen lässt sich zwischen zentralen und dezentralen Lüftungsanlagen unterscheiden. Hier erhalten Sie einen Überblick über den Aufbau und die Funktion von zentralen Lüftungsanlagen sowie nützliche Praxistipps sowie Kaufempfehlungen. Bei der Erarbeitung dieser Inhalte haben wir Wert auf Neutralität und Praxisnähe gelegt, sodass hierbei langjährige Lüftungsmonteuren sowie erfahrene Lüftungsplaner an der Entwicklung beteiligt waren:

1. Funktionsweise zentrale Lüftungsanlage
2. Planung einer zentralen Lüftung
3. Kosten für eine zentrale Lüftungsanlage
4. Montage & Nachrüstung einer zentralen Lüftung
5. Produktvergleich: den richtigen Lüfter finden
6. Schallschutz & Lautstärke zentrale Lüftungsanlage
Aufbau einer zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Grundlegend setzt sich eine zentrale Lüftungsanlage aus zwei Teilen zusammen: einem Lüftungsgerät und einem Luftverteilsystem. Das Lüftungsgerät wird in einem gut zugänglichen, frostfreien Raum platziert, welcher sich nicht in direkter Nähe zu den Wohnräumen befindet (Bsp: Dachboden oder Keller). Von dort aus wird mithilfe von Lüftungskanälen die Zentralanlage mit allen Wohnräumen eines Gebäudes verbunden. Außerdem wird eine Verbindung durch eine Außenwand hergestellt, um frische Luft von außen anzusaugen und verbrauchte Luft wieder abzugeben. Während der Montage werden die Lüftungsleitungen möglichst so verlegt, dass sie anschließend im Alltag nicht mehr auffallen.

Dafür ist eine Installation im Fußbodenaufbau unter der Dämmschicht oder hinter einer abgehangenen Decke möglich. In Neubauten können die Kanäle während der Rohbauphase auch in Beton eingegossen werden. So ist es möglich, dass nach der Montage nur noch die Lüftungsventile im Wohnbereich sichtbar sind. Dennoch ist es ratsam, bei der Installation darauf zu achten, dass sowohl die Anlage selbst als auch die Zu- und Abluftventile gut zugänglich sind. Dadurch erleichtern Sie die Wartung der Kanäle und sorgen für eine schnellere und damit auch günstigere Reinigung.
Die geförderte Luft gelangt über die Lüftungskanäle in die entsprechenden Räume. Mithilfe von Zu- und Abluftventilen wird hier frische Luft abgegeben bzw. verbrauchte Luft aufgenommen. Bewegt wird die Luft durch zwei Ventilatoren, welche sich im Lüftungsgerät befinden. Abhängig von der Größe und der Drehgeschwindigkeit dieser, kann festgelegt werden, wie hoch die Luftwechselrate sein soll. Dadurch lässt sich die Anlage an die eigenen Wünsche und die baulichen Gegebenheiten anpassen. Weiterhin befinden sich in einer Zentralanlage mindestens zwei Luftfilter sowie ein Wärmetauscher. Die Filter sorgen dafür, dass Verunreinigungen der Außenluft nicht in die Innenräume gelangen und die Lüftungskanäle verschmutzen. Je nach Filterklasse können sie Insekten, Sand, Staub, Pollen und auch Gerüche (Aktivkohle) aus der Luft entfernen. In der Regel empfehlen Hersteller, die Filter nach sechs Monaten auszuwechseln, allerdings können Sie diese zuvor optisch prüfen. Abhängig von der Qualität Ihrer Außenluft können Luftfilter auch bis zu einem Jahr verwendet werden.

Damit beim Abtragen der verbrauchten Luft keine Wärmeenergie verloren geht, wird die Wärme der Abluft mithilfe eines Wärmetauschers auf die kühle Zuluft übertragen.
Dafür können zwei unterschiedliche Methoden verwendet werden:
- Kreuzstromwärmetauscher sorgen – wie der Name bereits sagt – dafür, dass sich die beiden Luftströme kreuzen. Dadurch überträgt die Abluft bis zu 94 % ihrer Wärme auf die Zuluft.
- Alternativ können Enthalpiewärmetauscher verwendet werden. Diese funktionieren mithilfe einer speziellen Membran, an welcher sich die Wassermoleküle der abgesaugten Raumluft niederschlagen. Dadurch kann nicht nur Wärme, sondern auch Feuchtigkeit zurückgewonnen werden. Durch die konstant gehaltene Luftfeuchtigkeit wird ein angenehmes Raumklima erreicht.

Bestandteile wie der Wärmetauscher lassen sich bei zentralen Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung häufig leicht auswechseln. Da die Geräte nach einer Art Baukastenprinzip modular aufgebaut sind, lassen diese sich daher auch nachträglich noch beliebig anpassen. Je nach individuellen Wünschen und Bedürfnissen können zusätzliche Komfortelemente hinzugefügt werden. Bei Bedarf lassen sich beispielsweise Heiz- und Kühlregister, Schalldämpfer oder Sensoren, die den Volumenstrom entsprechend der Luftqualität automatisch anpassen, problemlos ergänzen.

Bei der Verrohrung können Sie mittlerweile zwischen unterschiedlichen Lüftungsrohren unterscheiden. Flachkanäle sind besonders platzsparend und können daher auch bei einer Altbausanierung stellenweise die Entscheidung hinsichtlich einer zentralen Lüftungsanlage beeinflussen. Flexible Rohrleitungen hingegen eignen sich besonders gut für die Integration in den Boden und können hier sogar mit einbetoniert werden. Starre Kunststoffrohre eignen sich hingegen vor allem bei abgehangenen Decken. Achten Sie auf Lüftungsrohre, die über flexible Steckverbindungen verfügen. Dies hilft Ihren Handwerkern bei der Montage erheblich und lässt Ihre Lüftungsleitungen flexibel ausrichten und verlegen.
Bestandteile einer zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung zusammengefasst:
- Ventilatoren
- Luftfilter
- Wärmetauscher
- Heiz-/ Kühlregister
- Schalldämpfer
- CO2-/ Feuchtigkeitssensoren
- Sommerbypass
- Lüftungsrohre
- Zu- und Abluftventile

Um Ihnen den Aufbau eines zentralen Lüftungssystems mit Wärmerückgewinnung zu veranschaulichen, finden Sie in der folgenden Tabelle eine beispielhafte Materialübersicht für ein Einfamilienhaus mit 140 m² Wohnfläche.

Kosten- und Materialaufstellung einer zentralen Lüftungsanlage
- Anlage: Zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
- Gebäudeart: Einfamilienhaus (2 Etagen)
- Wohnfläche: 140 m²
- Benötigter Luftwechsel laut DIN 1946-6: 161,4 m³/h
- Benötigte Leistungsstärke Zentralanlage: 210 m³/h
Bezeichnung | Einzelpreis in € | Summe in € | |
Lüftungsgerät
mit Zubehör | 1x Lüftungsanlage | 2500€ | 2500€ |
1x Vorheizregister | 230€ | 230€ | |
1x Trockensiphon 5/4" | 45€ | 45€ | |
1x Rohr Adapter | 35€ | 35€ | |
Luftverteilung | |||
Rohre für Außen-
und Fortluft | |||
4x Rohrbogen, 45 Grad | 20€ | 80€ | |
3x Rohr, Länge 1 m | 30€ | 90€ | |
1x Muffe | 10€ | 10€ | |
Rohre für Zu-
und Abluft | |||
4x Rohr, Länge 1 m | 30€ | 120€ | |
2x Rohr, Länge 0,5 m | 20€ | 40€ | |
3x Bogen, 90 Grad | 20€ | 60€ | |
Schalldämpfer/
Ventile | |||
2x Schalldämpfer | 120€ | 240€ | |
2x Verteilkasten | 100€ | 200€ | |
2x Montageplatte | 70€ | 140€ | |
2x Endplatte | 40€ | 80€ | |
Leitung/
Formteile | |||
100x Rundrohr, Länge 1m | 4€ | 400€ | |
3x Dichtungsring | 2€ | 6€ | |
2x Klickmuffe | 7€ | 14€ | |
17x Rohrkappe | 3€ | 51€ | |
1x Kabelbinder (100 Stück
Packung) | 5€ | 5€ | |
3x Luftmengendrossel | 7€ | 7€ | |
Luftdurchlässe/
Abdeckungen/ Ventile | |||
6x Luftdurchlassgehäuse, H=
150mm | 40€ | 240€ | |
2x Luftdurchlassgehäuse
seitlich, H = 140 mm | 70€ | 140€ | |
1x Luftdurchlassgehäuse 3 x
75, seitlich, Höhe 140 mm | 125€ | 125€ | |
5x Montageset, für
Betonmontage | 10€ | 50€ | |
2x Teleskoprahmen für
Bodeneinbau, Höhe 90 – 160 mm | 76€ | 152€ | |
1x Teleskoprahmen für
Bodeneinbau breit, Höhe 90 – 160 mm | 161€ | 161€ | |
2x Zuluft-Tellerventil | 27€ | 54€ | |
4x Abdeckgitter D= 160mm | 30€ | 120€ | |
2x Abdeckgitter 260x160mm | 30€ | 60€ | |
1x Abdeckgitter 430x160mm | 35€ | 35€ | |
Luftanschluss
außen | |||
2x Außenwandgitter bis 350
m³/h | 50€ | 100€ | |
optional | |||
1x Inbetriebnahme | 300€ | 300€ | |
1x Zubehör für App-Steuerung | 135€ | 135€ | |
Gesamt | 5.604€ |
Wie funktioniert eine zentrale Lüftungsanlage?

Um eine optimale Durchlüftung des gesamten Gebäudes bzw. einzelner Wohneinheiten zu gewährleisten, werden die Räume in Zu- und Ablufträume unterteilt. Zimmer, in denen ein hohes Maß an Feuchtigkeit und Gerüchen freigesetzt wird (wie beispielsweise Bad, HWR und Küche), werden zu Ablufträumen. Hier wird die Luft direkt abgesaugt, wodurch sich der Wasserdampf und unangenehme Gerüche nicht erst im restlichen Gebäude verteilen können. Zulufträume sind typischerweise Zimmer, in denen sich Menschen regelmäßig aufhalten. Dort wird frische Luft eingelassen. Durch geringe Luftdruckunterschiede zwischen den Zu- und Ablufträumen gelangt die Zuluft durch Überströmungsöffnungen oder -räume (Bsp: Flur) in die angrenzenden Ablufträume. So kann in einem Gebäude die Luft optimal zirkulieren und wird regelmäßig ausgetauscht.
Weitere Arten von zentralen Lüftungssystemen

Neben zentralen Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung gibt es weitere Möglichkeiten, wie Gebäude zentral be- und entlüften werden können. Einfache Abluftanlagen ermöglichen einen zügigen Abtransport von Luftfeuchtigkeit und Gerüchen aus einem Innenraum. Mithilfe eines großen Ventilators wird die verbrauchte Luft hier angesaugt und nach Außen abgeführt. Frische Luft gelangt bei diesen Geräten allerdings nur passiv in das Gebäude und nicht durch die Anlage selbst.
Für reine Abluftanlagen sind deshalb natürliche Luftdurchlässe wie Fensterfugen, Türschlitze oder gezielte Undichtigkeiten an Gebäudehüllen, wie zum Beispiel Außenluftdurchlässe notwendig. Dadurch gelangt allerdings nur kühle Luft nach innen. Diese Anlagen werden daher hauptsächlich in Räumen installiert, in denen hohe Feuchtigkeitsspitzen auftreten. Besonders in Großküchen oder in Laboren finden diese Anwendung.
Um auch dichte Gebäude zu belüften, können kombinierte Zu- und Abluftanlagen in Betracht gezogen werden. Diese führen nicht nur verbrauchte Luft nach Außen, sondern saugen auch frische Außenluft zusätzlich aktiv an. Diese Anlagen eignen sich dabei besonders für größere Industriekomplexe oder Lagerhallen, da diese einen starken Luftaustausch ermöglichen. Für effiziente Wohnhäuser sind zentrale Ab- und Zuluftanlagen hingegen weniger geeignet, da die einströmende Zuluft nicht mittels Wärmerückgewinnung erwärmt wird. Besonders in Räumen, in denen sich Bewohner aufhalten, kann die einströmende kühle Luft als unangenehm wahrgenommen werden. Insgesamt sind deshalb zentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung die komfortabelste Lösung für Wohngebäude.

Diese bringen folgende Vorteile mit sich:
- Wärmeenergie einsparen
Durch die integrierten Wärmetauscher haben diese Lüftungsanlagen ein hohes Energiesparpotenzial im Vergleich zur Fensterlüftung, aber auch zu reinen Zu- und Abluftanlagen.
- ermöglicht Klimatisierung
Zentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnungen sind fast immer vom Hersteller aus mit einem Sommerbypass ausgestattet. Dieser ermöglicht, dass kühle Sommernachtsluft nicht durch den Wärmetauscher aufgeheizt wird. So können Sie Ihr Schlafzimmer nach einem warmen Tag automatisch abkühlen lassen.
- Geringer Geräuschpegel
- Optimierung der Luftqualität
Passende Luftfilter sorgen bei zentralen Lüftungsanlagen für eine gleichbleibend gute Luftqualität im Innenraum. Luftbelastungen wie Gerüche oder Schadstoffe werden bereits kurz nach der Entstehung abgeführt und können sich gar nicht erst im Haus verbreiten. Die Luftfilter sind dabei engmaschiger als bei dezentralen Lüftungsgeräten.
- Schutz vor Schimmelbefall
Weiterführende Informationen zur zentralen Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung
Zentrale Wohnraumlüftungen werden immer wichtiger, um in Gebäuden mit hohen Energie- Effizienzstandards für einen sicheren Feuchteschutz sorgen zu können. Zentrale Lüftungsanlagen mit einem hohen Luftaustausch sind dabei eine effektive Möglichkeit, dies zu erreichen. Falls Sie sich unsicher sind, ob eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung für Sie infrage kommt, haben wir zentrale und dezentrale Lüftungslösungen in unserem großen Vergleich gegenübergestellt.
Viele weiterführende Informationen zu zentralen Lüftungssystemen erhalten Sie in unseren umfangreichen Ratgebern. Weiterhin können Sie bei Fragen die kostenfreie Beratung von Luftbude in Anspruch nehmen. Wir bieten Ihnen eine neutrale Beratung an und begleiten Sie von der Lüftungsplanung bis hin zur Suche nach den passenden Handwerkern.
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