Zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Wärmedämmung, mehrfachverglaste Fenster, luftdichtes Gebäude – durch Neubauten oder Sanierungen werden die Gebäudehüllen immer dichter, um Energie und Geld einzusparen. Oftmals haben so jedoch Schadstoffe und Feuchtigkeit bessere Möglichkeiten, sich im Inneren festzusetzen. Wird noch dazu unzureichend gelüftet, kann keine Luftzirkulation stattfinden. Wir zeigen Ihnen die Vor- und Nachteile einer zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und worauf Sie bei der Anschaffung unbedingt achten sollten.
Die Inhalte im Überblick:
- Warum ist eine zentrale Lüftungsanlage notwendig?
- Die zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
- Die Planung einer Zentralanlage
- Kosten einer zentralen Lüftungsanlage
- Einbau und Nachrüstung zentraler Lüftung
- Wartung und Reinigung zentraler Lüftungssysteme
- Zentrale Lüftungsanlagen im Test – Die Vor- und Nachteile
- Der große Vergleich – Zentral vs. Dezentral vs. Fensterfalz

Warum ist eine zentrale Lüftungsanlage notwendig?
Frische und saubere Luft im Innenraum bestimmt maßgeblich unser Wohlbefinden. Deshalb werden Lüftungssysteme für ein gesundes Wohnraumklima immer bedeutender.
Für Neubauten und bei Sanierungen, die eine gedämmte Außenhülle vorsehen, wird sogar laut Lüftungsnorm DIN 1946-6 ein Lüftungskonzept vorgeschrieben. Die aktuelle Energieeinsparverordnung (EnEV) sowie das im November 2020 eingeführte Gebäudeenergiegesetz (GEG) fordern die Sicherstellung eines Mindestluftwechsels. Dieser beschreibt den notwendigen Luftaustausch, der für ein gesundes Raumklima und die Gewährung des Gebäudeschutzes sorgt. Mit einem Lüftungskonzept lässt sich klären, welche lüftungstechnischen Maßnahmen getroffen werden müssen.
Um die Bedingung des Mindestluftwechsels zu erfüllen, eigenen sich verschiedene Lüftungssysteme. Hier wird unterschieden zwischen mechanischen Lüftungen mit Ventilator und der freien Lüftung ohne Ventilator. Letzteres können beispielsweise Luftdurchlässe in Form von Fensterfalzlüftern oder die händische Fensterlüftung sein. Mechanische Lüftungen sind kontrollierte Wohnraumlüftungen in Form von dezentraler oder zentraler Lüftung.
Luftbude-Tipp: Beachten Sie bitte, dass die freie Lüftung nur schwer den Mindestluftwechsel für bewohnte Gebäude sicherstellen kann. Sollte Ihnen eine freie Lüftung empfohlen werden, so prüfen Sie bitte explizit die darauf aufbauende Lüftungsplanung zur Sicherstellung des Mindestluftwechsels in einem Wohngebäude.
Die Wahl des passenden Lüftungssystems ist abhängig von verschiedenen Faktoren: Sanierung oder Neubau, Größe des Gebäudes, Zimmeranzahl, individuelle Lüftungswünsche, Anzahl der Bewohner sowie weitere Kriterien. Ein grundlegendes Verständnis über die verschiedenen Lüftungsmöglichkeiten bietet die Voraussetzung, die passende Wahl zu treffen. Lassen Sie sich daher unbedingt von einem fachkundigen Lüftungsexperten in Bezug auf Ihre Bausituation beraten und achten Sie darauf, dass dieser ein breites Portfolio an Lüftungslösungen anbietet – nur so stellen Sie sicher, dass die Beratung auch neutral in Ihrem Sinne geführt wird und der Händler nicht nur auf einen bestimmten Typus hin berät. Im Folgenden werden die Funktionsweisen, der Aufbau und die Bedienung einer zentralen Lüftungsanlagegenauer erklärt.
Aufbau einer zentralen Lüftungsanlage

Die gesamte Lüftung für ein Gebäude wird bei einer zentralen Lüftungsanlage über ein zentrales Einzelgerät gesteuert. Dabei werden die unterschiedlichen Wohnräume über ein spezielles Luftkanalsystem, bestehend aus einem Netz aus Lüftungskanälen, mit dem zentralen Gerät verbunden. Das Kanalsystem wird entweder im Fußboden oder in der Decke des jeweiligen Gebäudes verlegt.
Die Systeme einer zentralen Lüftungsanlage eigenen sich vor allem für Neubauten, da eine solche Anlage bereits vorab eingeplant werden muss und diese die Zu- und Abluft fest regelt. Eine Nachrüstung von Bestandsgebäuden mit einer Zentralanlage ist ebenfalls möglich, jedoch ist dies durch das notwendige Luftkanalsystem mit hohem baulichem und auch finanziellem Aufwand verbunden. Die nachträgliche Installation einer dezentralen Lüftungsanlage hingegen erweist sich durch einen abschnittsweisen Einbau als deutlich flexibler und weniger aufwändig als die einer zentralen.
Der grundlegende Unterschied zwischen der zentralen und dezentralen Lüftung liegt in ihren Bauweisen. Während bei einer zentralen Lüftungsanlage ein zentrales Lüftungsgerät Frischluft durch ein Luftverteilsystem in die Räume leitet, werden bei einer dezentralen Lüftung hingegen mehrere Einzelgeräte direkt in die Außenwand eingebaut und sorgen somit an mehreren Stellen für Frischluft.
Achtung: Bei der Planung einer zentralen Lüftungsanlage werden die Räume in Zuluft- und Ablufträume unterteilt. Diese können später nicht mehr verändert werden, sodass eine andere Nutzung der Räume schwierig ist. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn Kinder aus dem Familienhaus ausziehen und das Gebäude fortan anders genutzt werden soll. Seien Sie sich daher bei der Planung über die langfristige Nutzung der Räume im Klaren.
Die zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Je nach Bauart unterscheidet sich die Funktionsweise zentraler Lüftungsanlagen in Ihrer Funktion sowie Ihrem Aufbau. Die zentrale Lüftung kann in drei Gruppen unterschieden werden:
- Zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
- einfache Abluftanlagen
- kombinierte Ab- und Zuluftanlagen
Die zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung stellt dabei die effizienteste Lösung für Neubauten dar, um Frischluft durch das Gebäude zu leiten und dabei möglichst viel Energie einzusparen. Diese Art von Anlage ist ebenfalls mit einem Luftverteilsystem und einem zentralen Lüftungsgerät ausgestattet. Dieses Lüftungsgerät besitzt einen Wärmetauscher sowie zwei Ventilatoren.
In der Zentralanlage wird das Funktionsprinzip der sogenannten rekuperativen Wärmerückgewinnung angewandt, da Zuluft- und Abluftströme in getrennten Kanälen aneinander vorbeigeführt werden. Dementsprechend wird das Gebäude in Zu- und Ablufträume unterteilt. Dabei gehören Wohn- und Schlafzimmer beispielsweise zu den Zulufträumen und Räume, in denen häufiger Feuchtespitzen entstehen wie in Küchen oder Bäder zu den Ablufträumen.
Verbrauchte Luft gelangt von den Ablufträumen über das Rohrsystem in den Plattenwärmetauscher des zentralen Lüftungsgeräts und wird als „Fortluft“ nach außen abgetragen. Zeitgleich wird gesunde Frischluft eingesogen und über den Rekuperator des zentralen Rohrsystems in die entsprechenden Räume geführt. Mit dieser Art der zentralen Lüftungsanlage lässt sich ein Wärmerückgewinnungsgrad von 70% bis über 90% erreichen.
Im Winter kann ein vorgeschaltetes Heizregister auch bei niedrigen Temperaturen den Frostschutz des Wärmetauschers gewährleisten. Dieses Heizprinzip erhöht den Energieaufwand deutlich und lässt auch die Betriebskosten im Vergleich zu dezentralen Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung ansteigen.
Zentrale Lüftungsanlagen im Sommer
Im Sommer wird üblicherweise ein Sommerbypass in das Lüftungsgerät eingesetzt, um dem Wärmetauscher zu entgehen. Das Problem des zusätzlichen Energieaufwands lässt sich mit einem vorgeschalteten Erdwärmetauscher lösen. Der Einbau ist jedoch mit hohem baulichem und finanziellem Aufwand verbunden und nur für große Grundstücke geeignet.
Sonstige Arten einer zentralen Lüftungsanlage
Einfache Abluftanlagen
Verbrauchte und feuchte Luft wird mithilfe eines großen Ventilators angesaugt und in die Außenluft abgeführt. Ablufträume mit vermehrten Feuchtespitzen, wie Küche, Bad oder WC sind mit Abluftkappen ausgestattet.
Frische Luft gelangt jedoch nur passiv über natürliche Luftdurchlässe, beispielsweise über Fensterfugen, Türschlitze oder undichte Gebäudehüllen in das Gebäude.
Kombinierte Ab- und Zuluftanlagen
Eine kombinierte Anlage führt nicht nur verbrauchte Luft nach außen, sondern saugt frische Außenluft zusätzlich aktiv an. Durch das Luftverteilsystem gelangt somit die gesunde Frischluft in die verschiedenen Wohnräume.
Während Abluftanlagen in einigen Fällen auch für einen nachträglichen Einbau in Altbauten durch einen geringeren baulichen Aufwand geeignet sind, finden kombinierte Anlagen eher Anwendung bei Passiv- oder Nullenergiehäusern.
Die Planung einer zentralen Lüftungsanlage
Ist die Entscheidung für eine zentrale Wohnraumlüftung gefallen, sind bei Ihrer Planung einige Dinge zu beachten. Nur so können Sie dabei sichergehen, dass die zentrale Lüftung zuverlässig für gesundes Raumklima sorgt und die Bewohner hinsichtlich Hygiene, Energiekosten und Komfort zufrieden sind.
Grundlegend sollten das Kanalnetz sowie die Luftdurchlässe vorab sorgfältig geplant werden. Eine effiziente Planung dieser Zubehörteile reduziert hinterher die Kosten sowie den Einbauaufwand. Dabei stellen Aufenthaltsräume wie Wohn- oder Essbereich üblicherweise Zulufträume und Küchen, Bäder oder Hauswirtschaftsräume Ablufträume dar. Dieser Aufbau begünstigt den Kreislauf der Luft, um Schadstoffe, unangenehme Gerüche und Feuchtigkeit vom Entstehungsort abzuführen. Das zentrale Lüftungssystem koordiniert hinterher die Luftvolumenströme, indem aus den Ablufträumen die Luft abgeführt und in den Zulufträumen Frischluft abgegeben wird.

Achtung: Die Anpassung der Luftdurchlässe sollte dabei einem Fachmann überlassen werden, um durch die passende Luftführung Zugluft, störende Geräusche oder eine Unterversorgung mit Luft zu vermeiden.
Um rundum mit der Funktion der installierten Zentralanlage zufrieden zu sein, sollten folgende Planungsanforderungen gestellt werden:
- Anforderungen an die Energieeffizienz
Zentrale Lüftungsgeräte werden mit einer Energieeffizienzklasse versehen, um die Einsparung von Strom, Energie und auch die Kosten für die zentrale Lüftungsanlage einstufen zu können. Bei der Planung einer zentralen Lüftung sollte daher ein möglichst energiesparender Ventilator als Zentralanlage gewählt werden.
Weitere Faktoren, die bei der Planung für eine hohe Energieeffizienz beachtet werden sollten:
- Installation einer zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
- Richtige Regelung der Wärmerückgewinnung unterschiedliche Sommer- und Winterbedienung beachten
- Bedarfsgerechte Einstellung der Zu- und Abluftmengen
- Kontrolle des Luftdrucks im Luftverteilsystem innerhalb der Kanäle und Auslässe
- Notwendigkeit für ein Vorheizregister sowie einen Sommerbypass klären
- Anforderungen an die Raumluftqualität und Hygiene
Schon die Planung bestimmt, ob die zentrale Wohnraumlüftung bei späterem Betrieb hygienisch und sauber gehalten werden kann. Achten Sie daher auf folgende Hygienekriterien:
- Investition in qualitativ hochwertige Filter
- Installation einer Filterwechselanzeige
- Passende Positionswahl der Ansaugstelle der Außenluft (Beachtung äußerer Bedingungen wie Wind, Lärm oder Abgase)
- Ermöglichung eines gesamten Wartungszugang bei der Einbauplanung berücksichtigen
- Anforderungen an den Schallschutz
Ein störender Faktor für viele Bewohner eines Gebäudes mit Lüftungsanlagen sind laute Geräusche während des Betriebs. Oftmals liegt die hohe Geräuschentwicklung an einer verschmutzten Anlage oder bereits an der falschen Planung der zentralen Lüftung. Achten Sie daher an folgende Anforderungen:
- Einhaltung der Maximalwerte der Luftgeschwindigkeit (Nach DIN 1946-6: Hauptkanal ≤ 5 m/s, Nebenkanal ≤ 3 m/s)
- Einplanung von (Telefonie-)Schalldämpfern
- Ausführung der Montage mit flexiblen Rohren zur Gewährleistung geringer Schallübertragung
- Integration einer Wärmepumpe zur Vermeidung von Körperschall-Übertragungen
- Höheres Schalldämmmaß der Innenwand
- Körperschalldämmung von Rohrbefestigungen und Wanddurchführungen
- Fester und waagerechter Untergrund zum Aufstellen des zentralen Lüftungssystems
- Berechnung und Realisierung der Luftvolumenströme
Die Berechnung der Zu- und Abluftmengen innerhalb eines Lüftungskonzepts erfolgt auf Grundlage der Lüftungsnorm DIN 1946-6.
- Bestimmung des Gesamtvolumenstroms nach Wohnfläche, Nutzungseinheiten, Zu- und Ablufträumen
- Bestimmung der Zuluft-Volumenströme
- Bestimmung der Abluft-Volumenströme
- Bestimmung der Lüfterstufen
Um das Lüftungskonzept gemäß Richtlinien zu erstellen und auch eine sorgfältige Planung zu gewährleisten, empfiehlt es sich, die Planung an den Fachmann abzugeben.