Zentrale Wohnraumlüftung – Das sollten Sie unbedingt wissen
Heutige Bauweisen lassen es kaum zu, dass sich die verbrauchte Luft von selbst reguliert. Starke Dämmung und mehrfachverglaste Fenster sparen zwar Heizkosten und Heizenergie ein, erschweren aber einen natürlichen Luftaustausch durch Ritzen, Undichtheiten oder Fugen. Die Wohnraumlüftung hat sich mittlerweile als Standard bei Neubauten sowie bei energetischen Sanierungen etabliert – insbesondere moderne Bauprojekte wie Niedrigenergie- und Passivhäuser werden mit Wohnungslüftungssystemen ausgestattet. Um den von der Energieeinsparverordnung (EnEV) sowie dem Gebäudeenergiegesetz (GEG 2020) geforderten Mindestluftwechsel zu garantieren, wird sogar bei Bau- und Sanierungsvorhaben laut Lüftungsnorm DIN 1946-6 ein Lüftungskonzept vorgeschrieben.
Der benötigte Luftaustausch kann durch verschiedene Lüftungssysteme realisiert werden. Dabei stehen den Bewohnern diese Möglichkeiten zur Auswahl:
mechanische Lüftungen mit Ventilator
die freie Lüftung ohne Ventilator, beispielsweise über Fensterfalzlüfter oder das händische Fensterlüften.
Mechanische Lüftungen sind kontrollierte Wohnraumlüftungen in Form von dezentraler oder einer zentralen Wohnraumlüftung.
In diesem Ratgeber erklären wir Ihnen alles rund um die zentrale Wohnraumlüftung. Wie ist eine Zentralanlage aufgebaut? Wie hoch sind die Kosten und gibt es Möglichkeiten der finanziellen Förderung? Worin besteht der Unterschied zu einer dezentralen Wohnraumlüftung? Welche Lüftungsanlage passt zu Ihnen und Ihrer Wohnsituation?
Die Inhalte im Überblick
- Wozu wird eine zentrale Wohnraumlüftung benötigt?
- Der Aufbau einer zentralen Wohnraumlüftung
- Die Funktion der Wärmerückgewinnung bei Zentralanlagen (WRG)
- Was muss bei der Planung beachtet werden?
- Kosten für eine zentrale Lüftungsanlage
- Fördermöglichkeiten für eine zentrale Lüftung
- Der Vergleich zur dezentralen Lüftungsanlage
- Fazit – welche Lüftungsanlage passt in Ihr Eigenheim?

Wozu wird eine zentrale Wohnraumlüftung benötigt?
Durch alltägliche Handlungen wie Duschen, Waschen oder Kochen wird der Raumluft viel Feuchtigkeit zugeführt. Die klassische Stoßlüftung reicht bei gedämmten Häusern nicht mehr aus. Oft fehlt den Menschen zudem auch die Zeit, mehrmals für mindestens 15 Minuten mit offenen Fenstern zu lüften. Im Winter kühlen die Räume zudem schnell aus, denn beim Stoßlüften gehen ungefähr 50 % der Heizwärme über das Fenster und die Infiltration verloren. Wird die verbrauchte und feuchte Luft jedoch nicht genügend abgetragen, entstehen Feuchteschäden und das Risiko einer Schimmelbildung nimmt deutlich zu. Damit wird die Gebäudesubstanz massiv geschädigt.
Unzureichender Luftaustausch schädigt auf Dauer die Bausubstanz und auch die Gesundheit der Bewohner. Überschüssige Feuchtigkeit wird dank einer kontrollierten Wohnraumlüftung mit frischer und gesunder Luft ausgetauscht. Energieverluste können dank WRG in hohem Maße vermieden werden. Aktuelle Gerichtsurteile beschäftigen sich immer wieder mit Rechtsfällen, bei denen es zu massiven Gebäudeschäden durch übermäßige Feuchte gekommen ist. Hier hat die Rechtsprechung eine klare Richtung vorgegeben: mehr als 2 x stoßlüften ist für Bewohner unzumutbar. Bei dicht gedämmten Häusern mit mehrfachverglasten Fenstern sowie einer Wärmedämmung an der Fassade wird jedoch ein Stoßlüften alle 2-3h empfohlen – auch nachts.
Eine zentrale Wohnraumlüftung:
- führt Feuchtigkeit ab
- sichert den hygienisch vorgeschriebenen Mindestluftwechsel
- schützt vor Schimmelbefall und Feuchteschäden
- reduziert die Heizenergiekosten dank WRG
- garantiert eine automatische Lüftung der Räume
- führt Gerüche ab
- filtert die Außenluft
- sichert den Gebäudeschutz
- verbessert die Luft- und Lebensqualität
- sorgt für rundum gesundes Raumklima
- wird gefördert und finanziell bezuschusst
- sorgt für durchgehend sauerstoffhaltige Luft mit geringem CO2-Anteil
Der Aufbau einer zentralen Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung
Bei zentralen Lüftungsanlagen wird die Wohnraumlüftung im gesamten Gebäude über ein einzelnes großes Zentralgerät gesteuert. Diese Anlage wird meist im Keller, auf dem Dachboden oder in einem Nebenraum installiert. Dort findet auch die regelmäßige Wartung sowie Reinigung des Gerätes statt. Mit dem Gerät ist ein komplexes Rohrleitungssystem verbunden, das sich durch das gesamte Gebäude zieht.

Das Luftkanalsystem wird entweder im Fußboden oder in der abgehängten Decke verbaut. Da das komplexe Rohrsystem einen Eingriff in die Bausubstanz erfordert, eignen sich zentrale Wohnraumlüftungen häufig besonders für einen Neubau. Dabei wird das Luftverteilsystem während den Bauarbeiten entweder im Fußbodenaufbau in der Dämmschicht installiert oder in die Betondecke gegossen. Ein nachträglicher Einbau in Bestandsgebäuden ist durch das notwendige Luftkanalsystem mit hohem baulichem und auch finanziellem Aufwand verbunden.
Welche Arten von zentraler Wohnraumlüftung gibt es?
Bei zentralen Wohnraumlüftungen werden grundsätzlich zwei Varianten unterschieden: die reine Abluftanlage und die Kombination von Zu- und Abluftanlage. Letzteres kann entweder mit oder ohne Funktion der WRG ausgestattet werden. Während Abluftanlagen lediglich die verbrauchte, feuchte Luft aus den Wohnräumen abführen, sorgen Zu- und Abluftanlagen für eine kontrollierte Zufuhr von Frischluft sowie einer kontinuierlichen Luftfilterung.
Vor- und Nachteile einer zentralen Wohnraumlüftung
Vorteile | Nachteile | |
Zentrale Abluftanlagen | · Günstigste Variante der Zentrallüftung · Kontrollierter Abtrag von Feuchtigkeit, vor allem nach Feuchtespitzen wie Kochen, Baden, Waschen · Schutz vor Feuchteschäden | · Keine Frischluftzufuhr · Keine Garantie des Mindestluftwechsel · Keine Raumluftfilterung · Keine Wärmerückgewinnung |
Zu- und Abluftanlagen | · Kontrollierte Zufuhr von frischer, gesunder Luft · Filterung von Pollen, Staub und Insekten · Gesundes Raumklima | · Höhere Anschaffungskosten · Aufwendige Nachrüstung im Altbau · Keine Wärmerückgewinnung |
Zentrale Anlagen mit Wärmerückgewinnung | · Geringer Wärmeverlust (Wärmerhalt bis 93%) · Einsparung von Heizenergie und -Kosten · Luftfilterung · Feuchteschutz · Gesundes Raumklima · Abbau von Co² sowie Schadstoffen | · Höhere Investitionskosten |
Die Funktion einer zentralen Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung
Bei kontrollierten Wohnraumlüftungsanlagen – zentral oder dezentral – wirkt die Funktion des ständigen Luftwechsels. Der kontinuierliche Zyklus von Außenluft, Zuluft, Abluft und Fortluft sorgt für den Abtrag von verbrauchter und der Zufuhr von frischer Luft.
Außenluft: Die Außenluft ist die Luft draußen. Je nach Wohnlage kann diese mit einem unterschiedlichen Ausmaß an Schadstoffen, zum Beispiel Abgasen, Feinstaub, Pollen oder Smog, versetzt sein. | Abluft: Die feuchtebelastete und verbrauchte Innenraumluft, die aus dem Gebäude abgetragen werden soll, wird als Abluft bezeichnet. Die Wärmeenergie der Abluft wird im Lüftungsgerät gespeichert, um die Außenluft zu temperieren, bevor sie in den Wohnraum als Zuluft strömt. |
Zuluft: Die Zuluft strömt durch die Luftkanäle von außen in die Wohnräume. Die Außenluft wird vorab gefiltert und gewärmt, bis sie anschließend als Zuluft nach Innen gelangt. Ein Wärmetauscher im zentralen Lüftungsgerät übertragt die Wärmeenergie der Abluft auf die Außenluft und wird somit zur Zuluft. | Fortluft: Die verbrauchte Luft, die bereits ihre Wärme abgegeben und das Gebäude verlassen hat, wird als Fortluft bezeichnet. |
Dieser ständige Zyklus des Luftwechsels sorgt dafür, dass die Abluft aus typischen Ablufträumen wie Badezimmer oder Küche, die mit häufigen Feuchtespitzen belastet sind, über die angeschlossenen Lüftungskanäle abgeführt wird. Mit der eingebauten Wärmepumpe können 70% bis 90% der Wärmeenergie der verbrauchten Abluft an die Außenluft übertragen werden. Die Zuluft kann nun dank zentraler Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung vorgewärmt und wohltemperiert in die Wohnräume strömen.
Der Vorteil im Sommer: Auch in warmen Sommermonaten ist eine zentrale Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung praktisch, denn durch einen sogenannten Sommerbypass kann der Wärmetauscher umgangen und eine Aufheizung der Wohnräume vermieden werden. Die abgekühlte Nachtluft gelangt somit beispielsweise gefiltert, aber nicht vortemperiert in das Schlafzimmer.
Die Funktionsweise der zentralen Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung (WRG) folgt dem Prinzip der rekuperativen WRG, indem Zu- und Abluftströme in getrennten Rohrkanälen aneinander vorbeigeführt werden. Das Gebäude wird schon bei der Lüftungsplanung in Zu- und Ablufträume unterteilt. Dabei gehören Wohn- und Schlafzimmer zu den Zulufträumen und Küchen und Bäder wegen ihrer hohen Feuchtebelastung zu den Ablufträumen.
Vergleich – Arten einer zentrale Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung
Die grundlegend technischen Optionen der Wärmerückgewinnung (WRG) bei zentralen Wohnraumlüftungen sind der Erdwärmetauscher und die Abluftwärmepumpe.
Bei einer Lüftungsanlage mit Erdwärmetauscher, wird die Zuluft mit Hilfe von Erdwärme vorgeheizt. Der Erdwärmetauscher wird dabei als langes Kunststoffrohr in ein bis zwei Meter Tiefe im Erdboden verlegt. Die frische Außenluft durchströmt den Erdwärmetauscher, wobei niedrige Außentemperaturen vorgewärmt und hohe Temperaturen abgekühlt werden.

Eine zentrale Wohnraumlüftung in Kombination mit einer Abluftwärmepumpe vereint meist die Lüftung mit eine, Brauchwasserspeicher und Heizungsarten wie Öl-, Gas- oder Pelletheizungen. Die zurückgewonnene Wärme der Abluft ist sowohl auf die einströmende Zuluft als auch auf Heiz- und Brauchwasser übertragbar. Die Abluft gelangt in einen Verdampfer, in dem ihr möglichst viel Wärmeenergie entzogen wird. Diese Wärme wird in einem Verdichter komprimiert und weiter erwärmt, sodass sie am Ende über einen Wärmetauscher auf das Heiz- und Brauchwasser, sowie auf die Zuluft übertragen wird.
Vor- und Nachteile von Erdwärmetauscher und Abluftwärmepumpe
Vorteile | Nachteile | |
Erdwärmetauscher | · Effiziente Nutzung der Erdwärme · Kostengünstige Klimatisierbarkeit der einströmenden Außenluft | · Baulicher Aufwand bei Nachrüstungen |
Abluftwärmepumpe | · Kombinierbar mit weiteren Heizarten und Warmwasser · Hohe Einsparung von Heizenergie | · Hohe Investitionskosten |